Hermannjosef ROOSEN, ICV/VDB/ICA/CED

Dirigent - Dozent - Komponist - Chorleiter

Die Max Reger Gedächtnisorgel

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Die Kirche St. Michael in Weiden, bis 1899 Simultankirche und seitdem evangelisch, blickt auf eine bewegte Orgelgeschichte zurück. 1565 baute hier der Niederländer Hermann Raphael Rottensteen eine zweimanualige Chororgel mit Rückpositiv. Diese Orgel wurde später auf die Westempore versetzt, mehrmals umgebaut, wobei schließlich das Rückpositiv aufgegeben und durch ein vierregistriges Oberwerk ersetzt wurde. An dieser noch mechanischen 14-registrigen Orgel spielte Max Reger regelmäßig von 1886 bis 1889.
1902 wurde in das alte Gehäuse ein Neubau von Johannes Strebel mit 24 Registern, pneumatischer Kegellade und „diversen Druckknöpfen zur Regulierung der Dynamik“ eingebaut. Diese Orgel hat Reger im März 1903 geprüft und auch öffentlich vorgeführt. 1969 wurde von der Firma Walcker eine neue Orgel mit 41 Registern gebaut. Wegen der Beibehaltung des alten und de facto viel zu kleinen Gehäuses ergaben sich hierbei architektonische Probleme, Nachteile in der Aufstellung und Begrenzungen in der Disposition.

Diese Walcker-Orgel wurde nun 2007 durch die neue „Max-Reger-Gedächtnisorgel“ abgelöst. Sie ist besonders für die Orgelmusik Max Regers geeignet, ermöglicht aber auch die Wiedergabe der Musik anderer Epochen.
Erbaut wurde sie von der Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal/Eifel. In der Stilistik knüpft das Instrument dabei an der deutsch-romantischen Orgel an, bleibt aber nicht bei einer reinen Kopie stehen. Dies zeigt sich auch im Äußeren am neugestalteten Prospekt. Die neue Orgel hat 53 Register auf drei Manuale und Pedal verteilt, wobei zwei Manualwerke als Schwellwerke gebaut wurden. Als Windladensystem wurde die mechanische Schleiflade gewählt. Der Druckpunkt der einarmig-hängenden Traktur wurde so reduziert, dass das Spielgefühl dem einer mechanischen Kegellade („weiches Hineingehen“) angenähert wird. Mit Blick auf die Geräuschminimierung wurde die Registertraktur rein elektrisch gebaut. Sie ist mit einer großen Setzeranlage und einer programmierbaren Walze verbunden. Die Orgel hat zwei Jalousieschweller. Beide wurden mit zusätzlichen Handzügen ausgestattet. Das eigentliche Schwellwerk steht ganz hinten, so dass extreme pianissimo-Wirkungen ermöglicht werden. Für Werke der Neuen Musik wurden regulierbare Windabschwächungen eingebaut.
Die Disposition wurde so angelegt, dass ein unmerkliches graduelles Crescendo im 8´- Bereich erzielt werden kann. Anregungen für die Mensuren ergab der Vergleich mit historischen Instrumenten des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die präzise Abstimmung aller klangbeeinflussenden Faktoren wie z. B. Mensur, Winddruck, Windlade usw., ermöglichten eine nuancenreiche Intonation, wie sie für eine deutsch-romantische Orgel typisch ist.

Die neue Orgel versucht im Geist Max Regers zu stehen. Das heißt: Blick zurück auf wichtige frühere Musik – insbesondere das Werk von J. S. Bach, Blick auf Regers Orgelwerk selbst und Blick in die Gegenwart. Sie ist ein Instrument unserer Zeit, das auch die künstlerische Empfindung und die handwerklichen Möglichkeiten eines Orgelbauers unserer Zeit wiedergibt. Trotz Bezugnahme auf die Vergangenheit soll hier Geschichte weitergeschrieben werden – so wie es Max Reger in seinen Kompositionen auch getan hat.
Eine ausführliche Beschreibung der neuen Orgel, sowie zur Geschichte der Orgeln in St. Michael ist im Orgelführer: „Eine Orgel für Max Reger“ enthalten, der über das evang.-luth. Pfarramt St. Michael (Pfarrplatz 6, 92637 Weiden, kgsanktmichael@aol.com) erhältlich ist.

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